Commercial Air Enterprise

Anfangs der 1950er Jahre beabsichtigt der in der Region Basel wohnhafte Pilot Max T. Manger mit seiner Firma Commercial Air Enterprise Max T. Manger & Co. gewerbsmässige Flüge ab der Schweiz auszuführen. Weil er und seine Partner beim Zoll als Schmuggler bekannt seien, erteilt ihnen das Eidgenössische Luftamt vorerst keine Schweizer Betriebsbewilligung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dürfen deutsche Staatsbürger zwar Flugunternehmen gründen, jedoch selbst noch keine Flugzeuge zu gewerbsmässigen Zwecken betreiben. Daher setzt Max T. Manger seine Maschinen vorerst fast ausschliesslich in Deutschland ein, bei Aero-Lux ab Frankfurt am Main und bei Südflug ab Stuttgart. In der Schweiz wird mit Flugzeugen gehandelt.

Im November 1953 wendet sich Max T. Manger erneut an das eidgenössische Handelsregister. Zuvor war der Firmenname zwar genehmigt worden, doch verzichtete die Gesellschaft auf einen Eintrag, weil die Oberzolldirektion die Verzollung sämtlicher Flugzeuge und Ersatzteile verlangte. Die Fluggesellschaft wird deshalb im Ausland, unter amerikanischer Flagge mit Zweigstellen in Frankfurt am Main und Barcelona betrieben. Weil der Umfang des Geschäfts in der Schweiz nun aber erheblich wird, will Max T. Manger den Hauptsitz nach Basel verlegen. Für die Fortsetzung der in Deutschland zurzeit unterbrochenen Tätigkeit sei nach Angaben des Luftamts der Eintrag ins Eidgenössische Handelsregister unerlässlich.

Laut Gesuch vom 20. Dezember 1953 verfügt die Commercial Air Enterprise Max T. Manger & Co., Allschwil, eine Kollektivgesellschaft mit dem Architekten Rudolf T. Tschopp, über ein Kapital von 100‘000 Franken und vier Flugzeuge, die Cessna UC-78 HB-KII, die Fairchild F.24W HB-EAL sowie zwei Piper J3C Cub (HB-OCE, HB-OHD). Eigentümer der drei letzteren ist Willy Jetzer, seit Ende 1952 Chefpilot der deutschen Aero-Lux in Frankfurt am Main, die ihren Flugbetrieb fast ausschliesslich mit schweizerisch registrierten Flugzeugen bestreitet.

Allerdings weigert sich der Flughafen Basel-Mulhouse, der Gesellschaft Benützungsrechte zu erteilen, wenn mit der Balair keine Vereinbarung über den beabsichtigten Tätigkeitsbereich und die Flugzeugwartung erreicht würde. Ausserdem befürchtet die Zollkreisdirektion Basel, die Fluggesellschaft würde eine Betriebsbewilligung missbräuchlich nutzen. Max T. Manger und seine Partner stünden ja nicht in gutem Ruf. Es handle sich bei diesen Personen um international bekannte Schmuggler, weshalb das Luftamt Manger keine Flugkonzession erteilen solle.

Am 27. Januar 1954 verfügt das Eidgenössische Luftamt, bei einer örtlichen Distanz von Geschäftsleitung (Basel), Wartung (Grenchen) und Flugbetrieb (Locarno-Magadino) könne die Sicherheit des Flugbetriebs nicht erfüllt werden. Es sei daher im gegenwärtigen Zeitpunkt definitiv nicht in der Lage, der Firma Commercial Air Enterpreise Max T. Manger & Co. die weitere Betriebsbewilligung zu erteilen.

Bereits im Winter 1953/54 haben Max T. Manger, Rudolf T. Tschopp und Willy Jetzer aber mit der Cessna UC-78 Bobcat N79851 von Ed Wronikowski wiederholt Flüge ab Basel-Mulhouse durchgeführt. Trotz abschlägigem Bescheid des Luftamts wird die Flotte wie geplant ausgebaut. Jetzer übernimmt im Juli 1954 die Fairchild F.24W HB-EAL, einen vierplätzigen, vorwiegend aus Holz gebauten Hochdecker. Manger überführt im August 1954 die Cessna UC-78 Bobcat HB-KII von Venedig nach Basel. Die Fairchild fliegt vorwiegend für Aero-Lux in Frankfurt, die Cessna für Südflug in Stuttgart. In vielen Geschäften von Max T. Manger Geschäften spielt Ed Wronikowski eine aktive Rolle, ein in Europa stationierter Mechaniker der amerikanischen Luftwaffe.

Die fehlende gewerbsmässige Zulassung in der Schweiz zwingt Rudolf T. Tschopp, die im Mai 1956 für Foto- und Vermessungsflüge in Douala stationierte Cessna UC-78 Bobcat zu verkaufen. Anderseits ist es deutschen Fluggesellschaften ab 1955 wieder erlaubt, eigene Flugzeuge betreiben. Die Cessna Bobcat HB-FII wechselt im November 1956 als D-IDUH definitiv zur Südflug, und Ed Wronikowski hat die N79851 bereits im Januar 1956 als D-IDUL registrieren lassen.

Mit dem «Abwandern» der Flugzeuge verschwindet Commercial Air Enterprise von der Bildfläche. Max T. Manger wirkt danach als Fluglehrer in Ascona, bis er am 26. April 1960 auf einem Schulflug mit der Piper J3C HB-ONL bei der Aussenlandung in Lostallo, zusammen mit seinem Flugschüler tödlich verunglückt.

Flotte:

HB-AXI Comte AC-12B Moskito ex CH-458, bis Oktober 1957
HB-DUB Messerschmitt Bf.108D-1 Taifun verkauft als HB-ESK
HB-EAL Fairchild F.24W Juli 1954 bis Februar 1956
HB-ESL Messerschmitt Bf.108b-1 Taifun 1951 verkauft an Alfred Erhart
HB-ESM Messerschmitt Bf.108B-2 Taifun Ende 1950 verkauft
HB-KII Cessna UC-78 Bobcat November 1953 bis November 1956
N79851 Cessna UC-78B Bobcat Ed Wronikowski

Daniel Ruhier / Werner Soltermann