Air Sea Service

Gegründet von Yachthandel- und Charterspezialisten Urs-Peter Furrer nimmt Air Sea Service noch in ihrem Gründungsjahr, am 31. Oktober 1974 den Flugbetrieb mit einer Britten-Norman BN-2A Islander auf.

Neben Taxi- und Geschäftsflügen beginnt Air Sea Service im Sommer 1976 mit einer regelmässigen Verbindung zwischen Basel-Mulhouse und Luxembourg. Dies ist jedoch nicht nur der Swissair ein Dorn im Auge, und so verwundert es nicht, dass der Bundesrat anfangs 1978 der Air Sea Service in letzter Instanz die beantragten Streckenrechte nach Luxembourg verweigert. Man befürchtet das Abwandern von Passagieren auf die billigen Linienkurse der Loftleidir nach Island und den Vereinigten Staaten.

Ebenfalls 1976 erwirbt Air Sea Service im Hinblick auf einen Ausbau der Aktivitäten zwei Convair CV-440 Metropolitan der belgischen Delta Air Transport (DAT), von denen allerdings nur die spätere HB-IMU übernommen wird.

Weil die Swissair auf den Sommerflugplan 1978 ihre Linie Genf – Basel-Mulhouse – München einstellt, bemüht sich Air Sea Service um eine Linienkonzession nach der bayrischen Hauptstadt. Eher überraschend wird die Genehmigung erteilt und bereits ab Juni 1978 kann der kleine Britten-Norman Islander am Montag, Mittwoch und Freitag je zweimal linienmässig nach München starten. Air Sea Service ist es damit als erster Schweizer Fluggesellschaft gelungen, das Linienmonopol der Swissair zu durchbrechen. Weitere Gesuche für Linienflüge ab Basel-Mulhouse nach Frankfurt, Düsseldorf, Luxembourg und Mailand-Linate werden aber abgelehnt.

Um den Kunden einen verbesserten Komfort zu bieten, lässt sich Air Sea Service nach dem Aérosalon von Paris-Le Bouget 1978 eine australische GAF N22B Nomad vorführen. Dank einem günstigen Anschaffungspreis von rund 1,5 Millionen Schweizerfranken wird umgehend eine etwas grössere GAF Nomad 24A mit 18 Plätzen zur Auslieferung im März 1979 in Auftrag gegeben. Die Vorführmaschine wird aber vorerst übernommen und ersetzt den neunsitzigen Britten-Norman Islander auf der bereits werktäglich bedienten München-Route.

Erfolgreich sind anfangs 1979 Bemühungen, die Convair Metropolitan auf Städteflügen einzusetzen. Im Auftrag von Imholz-Reisen werden ab Zürich drei wöchentliche Rotationen nach Venedig, Olbia und Ibiza durchgeführt. Von Mai bis Oktober 1979 werden so gegen 550 Flugstunden generiert. Davor war die Maschine zu selten im Einsatz, hauptsächlich auf Messeflügen und auf Skichartern nach Samedan und Innsbruck.

Ende 1979 stehen allerdings aufwendige Wartungsarbeiten an der Convair Metropolitan an. Air Sea Service will die Maschine deshalb veräussern und durch eine Convair CV-580 oder einen Hawker-Siddeley HS.748 ersetzen, doch muss das finanzschwache Unternehmen dazu saniert und das Kapital erhöht werden.

Offenbar ist die finanzielle Situation aber bereits damatisch. Am 17. Dezember 1979 beschliesst eine ausserordentliche Generalversammlung einschneidende Massnahmen, um die Air Sea Service vom drohenden Aus zu bewahren. Urs-Peter Furrer wird entmachtet. Das Aktienkapital wird von 2 Millionen Schweizerfranken auf einen Zehntel herabgesetzt und dann wieder auf 1,055 Millionen Schweizerfranken erhöht. Dies kommt allerdings nur zustande, weil der neue starke Mann, Ernst Ballmer, frühere Darlehen nachträglich in Aktionkapital umwandelt.

Der Namenswechsel zu Rhineair wird den Neuanfang auch nach aussen dokumentieren.

Flotte von Air Sea Service:

HB-LIA Britten-Norman BN-2A Islander  
VH-AUH GAF Nomad N22B  
HB-LIB GAF Nomad N24A ex VH-BLY
HB-IMU Convair CV-440 Metropolitan  
HB-IMV Convair CV-440 Metropolitan (ntu)

Werner Soltermann