Aussenlandung im Getreidefeld
1977
Es ist ein sehr warmer Junitag im Jahr 1977 auf dem Flughafen Basel-Mulhouse. Ein junger Privatpilot hat die einmotorige Cessna 172 HB-CTM der Flugschule Basel AG für einen Flug gemietet. Kurz nach dem Start, in sehr geringer Höhe und noch im Bereich des Flughafenareals, gibt der Motor plötzlich keine Leistung mehr ab. Die Maschine verliert sofort an Höhe, doch der Pilot kann eine Notlandung östlich der Hauptpiste 16 in einem Kornfeld mit erst kniehoher Vegetation durchzuführen.
Das Personal vom Kontrollturm bietet sofort die zuständigen Stellen zur Abklärung des Vorfalls und zur Bergung der Maschine auf. Nebst der französischen Gendarmerie, der Feuerwehr mit Sanität und Repräsentanten des Flughafens werden auch wir als Mechaniker-Team des Eigentümers beauftragt, die Maschine zu bergen und die mögliche Ursache zu untersuchen.
Mit dem notwendigen Werkzeug und Bergungsmaterial fahren wir zum Unfallort. Dort treffen wir nebst dem jungen, unverletzten Piloten bereits die Gendarmerie an, die mit der Befragung und dem Erstellen des Rapportes beschäftigt ist. Sobald uns der Zutritt zu der im Kornfeld stehenden Maschine erlaubt wird, starten wir unserer Untersuchung. Es sind keine sichtbaren Schäden am Flugzeug auszumachen. Auch sind weder Treibstoff oder Öl ausgelaufen. Nach der Aufnahme des Vorfalls durch die Behörden und dem Abzug der Feuerwehr können wir die Maschine mit vereinten Kräften von Hand auf den nächstgelegenen Feldweg ziehen.
In der Zwischenzeit machen wir uns Gedanken über den Rücktransport der Maschine. Die Notlandung ist ja im offenen Feld erfolgt und der Rücktransport muss über von landwirtschaftlich genutzten Feldwegen und Service-Strassen des Flughafens erfolgen. Wir fordern einen Hubstapler mit einer Hebeplattform bei der Frachthalle an.
Das Flugzeug mit doch rund 11 Metern Flügelspannweite wird mit verkeilten Rädern auf der Hebeplattform des Hubstaplers gesichert. Mit einigen «Schwenkern» über Weidezäunen und um grössere Holunderbüsche herum wird die HB-CTM durch Wiesen und Felder in gemächlichem Tempo zurückgebracht zu einem Tor im Flughafenzaun, und danach zum nur wenige Kilometer entfernten Hangar der Flugschule Basel AG .
Glücklicherweise verläuft alles glimpflich, ausser geringfügigem Landschaden und dem Schrecken des Piloten.
Benjamin Berger