Vom Bundesratsjet verweht

2018

Schon 1966 wurde ich Augenzeuge. wie sich auf dem alten Abstellplatz von Basel-Mulhouse ein rollendes Kleinflugzeug selbständig, ohne Zutun des Piloten für einen kurzen Moment in die Luft erhob. Mein Mitleid mit dem Piloten einer französischen Jodel, einem Heckradflugzeug mit Knickflügel, war gross, als es ein De Havilland Trident der BEA mit aufheulenden Triebwerken für ein paar wenige Sekunden zurück in die Luft schickte. Vom Abgasstrom hochgeblasen, endete der Flug kopfüber.

Gute 50 Jahre später, am Freitag, 2. Februar 2018, landete ich mit meiner Luscombe 8A HB-DUX um 13.37 auf der Westpiste 26 auf dem EAP. Wie vom Kontrollturm angewiesen, rollte ich auf dem Taxiway Bravo zur GAGBA zurück – respektive ich versuchte es. Den am Haltepunkt des Rollwegs Delta quer zu meiner Rollrichtung stehende Falcon 900 habe ich sehr wohl bemerkt und mir auch Gedanken gemacht «was, wenn» – habe diese Gedanken aber rasch wieder verworfen, denn beim Falcon waren keine Aktivitäten auszumachen.

Kaum zu Ende gedacht, befinde ich mich wieder in der Luft und habe trotz versuchten Gegensteuermassnahmen nach wenigen Sekunden die Betonplatten des Rollwegs vor meinen Augen, ganz lm Sinne eines «déjà vue». Stille herrscht, als ich dem Turm mitteile, dass ich ein «kleines Problem» hätte, weiter zu rollen.

Nach dem Lösen der Sitz- und Schultergurte begebe ich mich nach draussen, um den Schaden zu begutachten und auch gleich zu fotografieren. Mein «Hochblaser» stellt sich als das Bundesratsflugzeug heraus, ein Falcon 900, der immer noch am gleichen Punkt steht. Das Flugzeug ist zur Wartung in Basel und möchte nur gerne die Hauptpiste überqueren.

Rasch habe ich dann das ganze «RösslispieI» der EAP-Verantwortlichen an meinem Flugzeug, nebst den «Sapeur Pompiers», welche mir helfen, das Flugzeug wieder auf alle 3 Rader zu stellen und von einem Löschfahrzeug gezogen in die Werkstatt abzuschleppen. So weit ist alles nochmals gut gegangen, doch der Motor muss für eine Kontrollinspektion ausgebaut werden und die Reste des Propellers werden wohl später in einem Museum landen. 

Meinem Wunsch, im Unfallbericht zu erwähnen, dass die Ursache meines «Kopfstandes» nicht ein persönliches Verschulden sei, sondern ein bundesrätlicher Jet Blast, konnte mit den Worten «on a pas d'évidence» leider nicht entsprochen werden.

Victor Bertschi