Es muss nicht immer Kaviar sein …
1955
Im Verlaufe des Jahres 1955 hat PAS Persian Air Services eine Frachtverbindung ab Teheran über Beirut und Brindisi nach Basel-Mulhouse aufgenommen. Geflogen wird mit viermotorigen Avro 685 York, die aus Beständen der britischen Royal Air Force stammen.
Bei der Schweizer Exportwirtschaft kommen die Flüge gut an, können doch nun Maschinen und andere Güter direkt in das aufstrebende Persien geliefert werden.
Doch was bringen die Flugzeuge aus dem Mittleren Osten nach «Blotze»? Es sind in ersten Linien wertvolle Teppiche und Kaviar aus dem Kaspischen Meer.
Der Kaviar wird in kleinen Holzfässern transportiert, die oft schon bei der Ankunft beschädigt sind. Selbstverständlich werden die nicht mehr richtig verschlossenen Behälter von den hiesigen Importeuren nicht akzeptiert. Damit keine Zölle anfallen, werden sie in einem Hangar gelagert. Es ist überliefert, dass unter Beteiligung französischer und Schweizer Gesetzeshüter grössere «Kaviarfeste» mit diesen Delikatessen durchgeführt werden.
Ganz andere Folgen hat eine weitere persische Warengruppe. Die Maschinen der PAS liefern auch in Salz eingelegte Schafsdärme, und dies in ziemlich primitiven Fässern. Wegen des fehlenden Druckausgleichs platzen diese Fässer oft, und die aufgedunsenen Därme verursachen einen sehr unangenehmen Gestank, der über das gesamte Flugplatzgelände zieht. Ob die Därme für die Herstellung chirurgischer Nähte oder als Haut für die von der Metzgerei Bell hergestellten feinen «Chlöpfer» (Cervelat) gebraucht werden, ist leider nicht überliefert.
Interessant ist noch, dass Persian Air Services von Ahmed Shafiq, einem Sohn der Zwillingsschwester des letzten Schahs gegründet wurde. Auf den Flügen zwischen unserem Flugplatz und Persien werden monatlich bis zu 95 Tonnen Fracht transportiert.
Werner Soltermann